Unser Körper bietet uns die Gelegenheit durch bewusste Bewegungen schmerzhafte Gefühle oder Stress welcher Art auch immer wieder loszulassen und uns leichter durch unseren Tag zu bewegen. Belastungen setzten sich nämlich nicht nur in unserer Geist, sondern auch in unserem Körper fest, denn Körper und Geist sind eng miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Wenn wir es also schaffen, Bewegung so für uns zu nutzen, dass wir diesen angestauten Stress wieder loslassen können, verschafft uns das eine riesengroße Erleichterung. Es ist, als könne man endlich wieder frei atmen. Hier kommen einige einfache Ideen wie auch wissenschaftlich als effektiv erwiesene Körper-Übungen für unsere emotionale Heilung:
FLÜSSIGE BEWEGUNGEN
Sind wir emotional angespannt, spannen wir oft auch unseren Körper an, sei es der Nacken, der Kiefer oder der Bauch. Das ist auf Dauer schmerzhaft und kann schmerzhafte Gefühle sogar verstärken. Wir bewegen uns dann auch viel abgehakter. Wenn du dich hingegen aktiv dazu entschließt, dich flüssig zu bewegen, also die angespannten Körperpartien einmal durchzuschütteln, federnd zu gehen und deinen Körper wie einen plätschernden Fluss locker zu lassen wirkt sich das unmittelbar auf dein ganzes Empfinden aus. Du fühlst dich sofort leichter und im wahrsten Sinne des Wortes beweglicher, agiler. Es scheint, als können wir so beweglich alle Herausforderungen leichter angehen. Ich habe diese Methode bei einer sehr stressigen Arbeit angewendet und es hat wahre Wunder bewirkt.
RAUM EINNEHMEN
Wenn wir uns ängstlich, traurig oder anderweitig gestresst fühlen, neigen wir dazu, uns im wahrsten Sinne des Wortes klein zu machen. Die Schulter und den Rücken hängen zu lassen, den Kopf einzuziehen und alle Gliedmaßen dicht am Körper zu halten. Sich zurückzuziehen, um sich zu erholen ist nicht nur ok, sondern notwendig, um schwierige Erlebnisse zu verarbeiten. Doch irgendwann müssen wir uns auch wieder aufrichten, uns groß machen. In einer aufrechten Haltung lässt sich nachweislich positiver und kreativer an Lösungen arbeiten. Wenn wir mit unserem Körper Raum einnehmen, also unseren Rücken, die Wirbelsäule und den Nacken lang strecken, unsere Arme und Beine weiter von uns weg strecken und das Kinn leicht heben, fühlen wir uns sofort stärker und optimistischer. Einige Atemzüge lang aufrecht und mit hochausgestreckten Armen (wie jemand der gerade durch eine Ziellinie läuft) zu verweilen signalisiert unserer Kopf, dass wir Dinge anpacken und schaffen können, dass wir es mit allem aufnehmen können und stark sind. Und das fühlt sich sehr gut an, denn wir brauchen diese Überzeugung, um nach schwierigen Situationen wieder weiterzumachen.
FREIES TANZEN
Beim freien Tanzen können wir die beiden ersten Punkte miteinander verbinden. Mach dazu einfach deine Lieblingsmusik an, wenn du magst schließ deine Augen und folge den Bewegungen, die dein Körper ganz von selbst macht, ohne groß darüber nachzudenken. Es geht dabei nicht darum, grazil auszusehen oder bestimmte Schritte zu machen. Wir möchten beim freien Tanzen viel mehr Bewegungen finden, die sich für uns natürlich und locker anfühlen und somit angestauten Stress abzuschütteln. Also mach die Übung gern nur für dich alleine, dann fällt es viel leichter, das Nachdenken darüber, wie das wohl gerade aussieht, wegzulassen. Vielleicht kann diese Übung am Anfang etwas Überwindung kosten, doch wir geraten beim Tanzen zu Musik, die uns gut gefällt, leicht in einen Flow und können dabei alle möglichen schwierigen Gefühle erst mal von uns abschütteln. Mach die Übung gern so lange, wie es dir gefällt bzw. bis sich in deinem Körper ein Gefühl von Leichtigkeit, Entspannung oder Freude ausbreiten konnte. Manchmal reichen dafür schon 1-2 Lieder zwischendurch.
YOGA
Yoga ist nachweislich eine der erfolgreichsten Methoden, um uns in unserem Körper wohl und zuhause zu fühlen. Das regelmäßige Üben von Yoga kann, wenn es zu deinem Körper passt, sogar nachweislich die Symptome einer PTBS lindern. Das wohl Wichtigste ist, einen passenden Stil und einen passenden, achtsamen Yoga-Lehrer für dich zu finden. Jeder Stil kann für dich hilfreich sein, je nachdem, was du gerade brauchen kannst: Bei aktiven Stilen wie z. B. Ashtanga- oder Vinyasa- Yoga können wir die Erfahrung machen, auch schwierige und anstrengende Dinge/ Haltungen zu schaffen und dass auf große Anstrengungen auch wieder Entspannung folgen darf. Bei ruhigeren Stilen wie z. B. Yin-Yoga können wir tief sitzende Verspannungen aus Muskeln lösen und uns lang ersehnte Ruhe zukommen lassen. Auch das immer wieder Reinspüren in unseren Körper, unsere Gedanken und unsere Atmung hilft uns dabei, uns selbst besser kennen zu lernen und auf die Signale unseres Körpers zu achten sowie einzugehen. Es sollte bei Yoga nie um perfekte Haltungen oder Konkurrenzkampf gehen (was in unserer Gesellschaft schnell passieren kann), sondern darum, passende Haltungen für deinen individuellen Körper zu finden und das kann auch je nach Tagesform anders aussehen. Also probier gerne verschiedene Stile und Yoga-Lehrer aus, bis du etwas gefunden hast, wo du dich richtig wohl fühlst. Es ist auch nicht unbedingt nötig, stundenlange Yoga-Einheiten zu praktizieren. Manchmal reichen schon 1-3 Haltungen, die wir auch einfach zu Haus ausführen können, um die wohltuende Wirkung von Yoga zu spüren.
Experimentiere gerne mit den verschiedenen Ansätzen und beobachte dabei, was sich für dich gut anfühlt. Auf jeden Fall sollte es für dich machbar und wohltuend sein. Die Übungen hier sind nur einige Ideen von vielen, vielleicht entdeckst du auch noch andere Ansätze, wie Singen oder Schauspielern, mit denen du angestaute Emotionen aus deinem Körper frei lassen kannst.
* Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, der Artikel inspiriert dich dazu, einfache Körper-Übungen liebevoll für dich zu nutzen, um dich stark, gesund und optimistisch zu fühlen.
Foto: RF._.Studio