Was unterscheidet einen zufriedenen von einem unzufriedenem Menschen? Und warum scheint es manchmal so schwer, zufrieden zu sein? Manchmal scheinen wir von Sorgen, Problemen und Dingen, die wir uns wünschen und scheinbar nicht bekommen können, eingehüllt zu sein, wie von einer Wolke, die mit uns zieht. Ich kenne dieses Gefühl, es scheint dann tatsächlich so, als würde alles ganz mies aussehen. Und das ist ab und zu auch völlig ok. Es gibt Zeiten, in denen wir uns um unsere Herausforderungen und schmerzhaften Gefühle kümmern müssen (wenn dich das anspricht, lies dazu gern die Beiträge über einen gesunden Umgang mit Ängsten, Trauer oder Wut). Doch es geht bei Zufriedenheit um unsere Grundstimmung, also die Art und Weise, wie wir uns generell in Bezug auf unser Leben fühlen: Also sind wir generell zufrieden oder unzufrieden mit unserem Leben? Gibt es denn nicht für jeden Punkt auf unserer Unzufrieden-Liste mindestens einen Punkt in unserem Leben, über den wir uns freuen können? Es gibt viele Geschichten von Menschen, die sehr wenig besitzen und sich so sehr wünschen, genug Geld zu haben, um nicht mehr arbeiten zu müssen. Gleichzeitig gibt es jedoch auch viele Geschichten von Menschen, die im materiellen Überfluss leben und sich nach einem einfacheren Leben sehnen, in dem sie sich selbst etwas erarbeiten müssen, da sie das als Genugtuung ansehen. Was genau macht uns also grundsätzlich zufrieden?
Für Zufriedenheit gibt es meiner Meinung nach eine Formel: Es ist eine Gewohnheit. Wenn du jetzt nicht mit deinem Leben zufrieden bist, kann kein anderer Mensch, kein Reichtum, kein Besitz dir diese Zufriedenheit bringen. Denn wir gewöhnen uns schnell an einen neuen Standart, sei es mehr Geld, eine größere Wohnung, Besitztümer, aufregende Erfahrungen, Reisen an exotische Orte oder eine glückliche Beziehung. Sobald wir dann alles, was wir uns ersehnt haben, als selbstverständlich betrachten, fühlen wir wieder das Bedürfnis nach mehr und das wird nicht enden, bevor wir nicht einfach mit unserem Leben zufrieden sind, so wie es eben gerade ist. Mit allen Sonnen- wie Schattenseiten. Sind wir tief in uns unzufrieden, werden wir es überall sein.
Ich glaube, egal wie unser Leben aussieht, was darin alles super läuft oder eben gerade auch nicht: wenn wir zufrieden sein wollen, müssen wir uns selbst dafür die Erlaubnis geben und uns an unserem Leben erfreuen. Wenn wir das regelmäßig tun, wird es zu einer neuen Gewohnheit. Das bedeutet nicht, dass wir nie etwas verändern, nicht an uns und unseren Beziehungen arbeiten oder keine Träume mehr haben. Mit manchen Dingen sollten wir auch nicht zufrieden sein und sie anpacken oder zumindest unsere Sicht darauf ändern (mehr dazu hier). Doch wir dürfen trotz allem, was bei uns lossein mag, die kleinen und großen Wohltaten in unserem Leben bewusst schätzen lernen. Das klingt vielleicht nach keiner großen Sache, doch dieser Perspektivenwechsel ändert alles in unserem Leben, er taucht unseren Alltag in ein ganz anderes Licht und ermöglicht uns völlig neue Erfahrungen. Du kannst dir dazu einfach mal die folgenden Fragen beantworten:
- Was hast du aktuell in deinem Leben, was du dir früher immer gewünscht hast?
- Was macht dein Leben angenehm oder aufregend?
- Welche Wohltaten siehst du als selbstverständlich? Sind sie das wirklich, also verfügen alle Menschen darüber? Sind das nicht eigentlich richtige Wunder?
- Warum solltest du dich nicht auch dann freuen können, wenn es in deinem Leben gerade etwas turbulent zugeht? Können verschiedene Erfahrungen und Gefühle nicht nebeneinander existieren?
Falls es dir generell schwer fällt, Zufriedenheit überhaupt zu spüren, kann es auch hilfreich sein, mit einem Experten, z. B. mit einem Therapeuten über deine Lage zu sprechen. Es kann sein, dass unverarbeitete Erfahrungen und daraus entstandene Überzeugungen aus deiner Vergangenheit dich unterbewusst davon abhalten, dein Leben zu genießen. Das ist jedoch etwas, das sich ändern lässt, wenn man möchte.
* Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, der Beitrag konnte dich inspirieren, über die kleinen und großen Wohltaten in deinem Leben nachzudenken, sie dir öfter vor Augen zu führen und dadurch ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit zu erleben.
Foto: Dinielle De Veyra